Buchtipp: Breath – Atem von James Nestor

Schon gewusst? Etwa 670 Millionen Atemzüge tätigen wir durchschnittlich im Laufe unseres Lebens. Rund 10.000 davon während des Lesens von „Breath“ von James Nestor. Und die lohnen sich für alle, die atmen. Also jede:n! Das Buch lehrt: Beim Atem gilt vor allem eines – weniger ist mehr.

Atmen – eine vergessene Weisheit

Obwohl der Atem seit Jahrtausenden von Jahren als Werkzeug eingesetzt wird, gilt die Nase in der westlichen Medizin seit rund 100 Jahren nur noch als Hilfsorgan ohne größere Bedeutung. Erstaunlich, wenn man den Ausführungen des Autors folgt, der von zahlreichen Wissenschaftlern oder Interessierten berichtet, die über Jahrzehnte hinweg zum Teil erstaunliche Ergebnisse erzielen konnten (Heilung Atemwegserkrankungen, Angstzustände etc.). Mit der zunehmenden Größe des menschlichen Gehirns und seit die Menschen Nahrung kochen und somit weniger Kauaufwand haben, haben sich die Mundhöhlen und der Gaumen verändert und zurückgebildet. Die Folge: Weniger Platz für die Atemwege und dadurch Beschwerden wie Atemprobleme, Zahnfehlstellungen, Schlafapnoe und Schnarchen (ausgeprägtes Kauen oder Mewing-Technik hilft). Dysfunktionales Atmen (wir atmen häufig zu schnell, zu flach in den Brustkorb, zu viel oder durch den Mund) ist außerdem an der Etablierung chronischer Krankheiten beteiligt. Doch wie geht es richtig? James Nestor und ein Kollege, selbst von diversen Allergien, Schnarchen und anderen gesundheitlichen Problemen betroffen, stellen sich dem Experiment: Sie atmen jeweils knapp zwei Wochen ausschließlich durch den Mund, danach etwa zwei Wochen ausschließlich durch die Nase – und werden dabei medizinische strengstens überwacht – mit beeindruckenden Ergebnissen. Mich hat besonders überrascht, wie schnell – innerhalb von Tagen – jeweils Verschlechterungen und Verbesserungen der Vitalwerte, Blutwerte, in Sachen Müdigkeit, Schlafapnoe oder Schnarchen zu Tage traten.

Wie geht richtiges Atmen? Unter anderem so …

Durch die Nase atmen! Bei der tiefen Bauch-Zwerchfellatmung durch die Nase wird die Luft ideal befeuchtet, vortemperiert, gereinigt und erreicht tiefere Ebenen, aktiviert das Zwerchfell und den Parasympathikus. Mundatmung, die lediglich die Brust erreicht, kann dagegen zahlreiche negative Effekte auf den Körper haben. Das heutige Überatmen (zu viel, zu schnell, zu tief) wird häufig mit dem benötigten Sauerstoff begründet. Was unserem Körper aber wirklich fehlt, ist nicht Sauerstoff, sondern oft Kohlendioxid. Erst mit einem ausreichenden CO2-Spiegel kann der eingeatmete Sauerstoff überhaupt für die Zellen verfügbar gemacht werden. Ein Teufelskreis, denn atmet man zu schnell, sinkt der CO2-Spiegel, was wiederum den Atemreflex (zu) schnell auslöst. Gewöhnt man sich daran, sinkt die CO2-Toleranz laufend, was Einbußen der Leistungsfähigkeit nach sich ziehen kann. Deshalb gilt: langsam atmen und vollständig ausatmen. Ein idealer Rhythmus sind 5,5 Atemzüge pro Minute, also grob gesagt auf 5,5 Sekunden ein- und 5,5 Sekunden ausatmen (Kohärenzatmung, die die Körpersysteme aufeinander abstimmt). Das verbessert die Versorgung mit Sauerstoff, weil der Kohlendioxid-Gehalt im Blut steigt. Nachts können wir die Atmung schlechter „kontrollieren“, deshalb kann es helfen, den Mund mit speziellen Tapes zu verschließen, um sicher durch die Nase zu atmen.

Übrigens … für das Schreiben dieses Beitrags habe ich etwa 1000 Atemzüge gebraucht. :-) Und du fürs Lesen?

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Wie ein Atemcoaching bei Stress hilft - Interview mit Matthias